Roman, Verlag Albrecht Knaus, München, 2010
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Eine abenteuerliche Geschichte über den Menschheitstraum, eine denkende Maschine zu bauen
Die tragische Geschichte eines Schweizer Uhrmachergenies, dessen Automat am französischen Hof den berühmten Schachautomaten des Baron von Kempelen besiegt – eine Parabel über den Traum des Menschen, die Schöpfung zu vervollkommnen. Jean-Louis Sovary ist ein Kind des 18. Jahrhunderts und als Sohn des Schweizer Jura von klein auf fasziniert von Uhren und ihrer Mechanik. In einem dubiosen Atelier in der Nähe von Genf kann er seine Begabung ausleben und wird zum Fälscher der besten Uhrwerke seiner Zeit. Dies bleibt auch dem französischen Orgelbauer und Automatensammler Montallier nicht verborgen, der ihn nach Paris lockt. Hier soll er im Geheimen einen raffinierten Automaten bauen, mit dem Montallier den berühmten Schachtürken des Baron von Kempelen besiegen will.
Doch das geht nicht ohne ein geniales menschliches Gehirn, das Montallier in dem Mädchen Ana gefunden hat. Und Jean-Louis macht die Erfahrung, dass selbst die ideale Kombination von Maschine und Hirn unvollständig ist – ohne ein empfindendes Herz.
Materialien zu diesem Roman
Zur Geschichte der Uhrmacherei im Allgemeinen und im heute schweizerischen Jura im Speziellen gibt das Buch «Le pays de Neuchâtel et son patrimoine Horloger» (Editions de Chatière, Chézard-Saint-Martin, 2008) einen sehr guten Überblick. Dieses Buch wurde im Rahmen der Kandidatur von La Chaux-de-Fonds und Le Locle als Stadtlandschaft der Uhrenindustrie für die Aufnahme in die Liste des Welterbes herausgebracht. Am 27. Juni 2009 wurde den beiden Städten durch das Komitee der Unesco sein aussergewöhnlicher Wert für die Menschheit im Rahmen der industriellen und landschaftlichen Entwicklung zugesprochen. Einige Auszüge aus dem Buch finden sich auf der Homepage der Kandidatur: http://www.urbanisme-horloger.ch/
Die Reise, die der Uhrmacher Pierre Jaquet-Droz mit seinen Gehilfen im Jahr 1758 unternahm, um dem spanischen König seine Uhrwerke zu verkaufen, ist in «Voyage de Pierre Jaquet-Droz à la cour du Roi d`Espagne 1758-1759» von André Tissot (Neuchâtel, 1982) dokumentiert.
Pierre Jaquet-Droz ist auch der Erbauer der drei Androiden L`écrivain, Le dessinateur und La musicienne (siehe weiter unten).
W. von Kempelens Schachautomat «Der Türke»
1769 hatte Wolfgang von Kempelen auf Einladung Maria Theresias einer Vorführung magnetischer Experimente beigewohnt, mit der der Franzose Jean Pelletier am Wiener Hof auftrat. Kempelen äusserte sich abfällig über diese Vorführung, kündigte aber an, binnen eines halben Jahres eine wesentlich bessere Maschine konstruieren zu können und führte diese dann zu einem nicht genau bezeugten Zeitpunkt der Kaiserin in Wien vor.
Der Schachtürke erregte in kurzer Zeit europaweites Aufsehen und wurde von Kempelen auch in den 1780er Jahren noch einmal auf einer zweijährigen Reise in deutschen und europäischen Städten vorgeführt – so auch 1783 im Café de la Régence in Paris, wo der Automat gegen den berühmten Schachmeister François-André Danican Philidor antrat. Dieses historische Spiel provoziert im Roman Das taube Herz das fiktive Duell zwischen den beiden Schachautomaten «Der Türke» und «La Grande Dame».
Information über Wolfgang von Kempelen und weiterführende Links auf Wikipedia
Das Spiel des Kempelenschen Schachautomaten gegen François-André Danican Philidor im Café de la Régence in Paris im Sommer 1783 und die Diskussionen rund um seine Funktionsweise sind inspiriert durch einen Brief von Friedrich Melchior von Grimm an Diderot, zitiert nach «Der Türke» von Tom Standage (Campus Verlag, Frankfurt, 2002).
In seiner Autobiographie liefert der Magier und Zauberer Robert-Houdin (1805-1871) auch eine Beschreibung des Kempelschen Schachautomaten:
Comment on devient sorcier . Une vie d’artiste, Jean-Eugène Robert-Houdin (1805-1871), Presses de la Cité 2006
Robert-Houdin – une Vie de Magicien, DVD, Talia Films 2005
Ausschnitt auf Youtube
Zu den medizinischen Behandlungsmethoden im 18. Jahrhundert:
Les Fous et leurs Médecins – De la Renaissance au XXe siècle, Claude Quetel, Pierre Morel, Hachette, 1979
Automaten, die in diesem Roman vorkommen
Neben dem Schachautomaten des Wolfgang von Kempelen spielen zwei weitere Androiden-Automaten aus dem 18. Jahrundert entscheidende Rollen in diesem Roman:
Dieser Musikautomat wurde von Peter Kintzing und David Roentgen gebaut und 1785 von Marie Antoinette gekauft. Die Legende will es, dass das Haar der Puppe das echte Haar der Königin selbst sei.
und Der Schreiber:
In den Jahren 1768 bis 1774 haben der Uhrmacher Pierre Jaquet-Droz, sein Sohn Henri-Louis und Jean-Frédéric Leschot drei Androiden gebaut: die Musikerin, den Zeichner und den Schreiber – l’écrivain, wie er auf Französisch heisst (was auch Schriftsteller bedeutet).
Die drei Automaten sind heute im Musée d’art et d’histoire in Neuenburg ausgestellt und werden einmal im Monat dem Publikum vorgeführt.
Mehr zu den Automaten: Die andere Schöpfung. Geschichte der frühen Automaten in Wirklichkeit und Dichtung. Herbert Heckmann, Frankfurt a. M., Umschau, 1982. Mit zahlr. Illustrationen, ISBN: 3524690319
Ein weiterer berühmter Automat aus dieser Zeit ist:
Vaucansons Ente, Eine kulturgeschichtliche Reise ins Zentrum der Aufklärung, Carsten Priebe, BoD, 2004
Texte zum Thema «Mensch & Maschine»
Das Thema des Menschen im Spiegel seiner Maschinen wird immer wieder breit diskutiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Thema deswegen erledigt sei. Die rasante Entwicklung der Technologien in allen Gebieten der Wissenschaften und des Alltags zwingen uns geradezu, uns diesen Fragen immer wieder neu zu stellen.
Hier versammle ich einige bibliographische Notizen und Links, die mir bei meiner Arbeit am Roman «Das taube Herz» begegnet sind und weiterhin begegnen.
L’Homme machine , Julien Offray de La Mettrie, 1748
deutsch: Der Mensch eine Maschine, Reclam Verlag, 2001
digitalisiert: Originalausgage, HTML-Ausgabe
Julien Offray de La Mettrie war ein französischer Arzt und Philosoph, der den Begriff der «konstruierbaren Maschine» radikal auf den Menschen selber anwendete und damit das materialistische Menschenbild konsequent zu Ende dachte. Für seine Theorie bezog er sich auf René Descartes, der hundert Jahre vor ihm den menschlichen Körper bereits mit einem Uhrwerk verglichen hatte.
Betrachtungen über die Grundlagen der Philosophie (Meditationes de prima philosophia), René Descartes, 1641
Menschen im Spiegel ihrer Maschinen, K. Meyer-Drawe, Wilhelm Fink Verlag, München 1996
Sieben kulturphilosophische Betrachtungen zum Thema «Mensch & Maschine»: 1. Der «achte» Tag – 2. Die Assistenz Gottes – 3. Ich=x? – 4. Von Engeln und Teufeln – 5. Eine gläserne Welt – 6. Die Untreue des Gedächtnisses – 7. Ein Lachen der Materie
Künstliche Menschen. Hg. Klaus Völker. Frankfurt am Main 1994 (st 2293)
Eine sehr gute Sammlung von Texte zum Thema. Unter anderen sind folgende Texte abgedruckt:
Maelzels Schachspieler, Edgar Allen Poe
Pygmalion, Ovid
Der Sandman, E.T.A. Hoffmann
De generatione rerum naturalium, Theophrastus Paracelsus
(Anleitung zur Kreation eines Homunculus)
u.a.
Wunschmaschine Welterfindung – Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18.Jahrhundert, Brigitte Felderer Hg., Springer Verlag 1996
Besonders empfehlenswert ist der Artikel: Uhrwerk und Schachspiel, Zur Motivgeschichte des Bildes der intelligenten Maschine, Ernst Strouhal
Zur Uhrmacherei
Wie oben erwähnt gibt das Buch und die Homepage der Kandidatur von La Chaux-de-Fonds und Le Locle als Stadtlandschaft der Uhrenindustrie für die Aufnahme in die Liste des Welterbes einen guten Ãœberblick über die Uhrmacherei in der Schweiz:
«Le pays de Neuchâtel et son patrimoine Horloger» (Editions de Chatière, Chézard-Saint-Martin, 2008)
http://www.urbanisme-horloger.ch/
Pendulerie Nachâteloise (Horlogerie de gros et de moyen volume), Alfred Chapuis, 1917 (Réimpr. en fac-sim. , Slatkine 1983)
Die Uhr und ihre Mechanik, Klaus Menny, Th. Schäfer Verlag, 2006
Eintrag zur «Horlogerie» im Historischen Lexikon der Schweiz
Voltaire und die Uhrmacher-Manufaktur in Ferney (bei Genf)
Illustriertes Fachlexikon der Uhrmacherei:
www.fhs.ch/berner/
Lexique du Génie Horloger, am edition, 2001
Alle Fachbegriffe: Français – Deutsch – English
La rue des Etuves in Genf:
Das Quartier Saint-Gervais mit der Rue de Coutance und der Rue des Etuves beherbergte ab der Mitte des 18. Jahrhunderts die Ateliers der Cabinotiers und anderer Handwerker der Uhrmacherei: